Wer finanziert mein Startup?

27.12.2012

Rund 1500 Anfragen bekommt Nicolas Berg von Redalpine Venture Partner pro Jahr. In den Genuss einer Finanzierung kommen aber nur rund drei Jungunternehmen. Beim IFJ Startimpuls referiert der Venture Capitalist und Branchen-Insider regelmässig über die Kunst zu überzeugen und gibt Einblicke, wie Business Angels & Co. ticken. Ein Vorgeschmack bis zum nächsten Referat am 7. Januar.

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Nicolas Berg von Redalpine Venture Partners
Die Welt dreht sich bekanntlich immer schneller und Dinge müssen immer öfters schnell und prägnant auf den Punkt gebracht werden. Warum also nicht auch bei der Finanzierungssuche auf die neuen Medien zurückgreifen und potentiellen Investoren in einem nur 1-2 minütigen Video von sich und seiner Idee überzeugen? Einer der vielen Ratschlägen, die Nicolas Berg bei den Startimpuls-Abenden gibt. Ein kleiner Ausflug in die Welt der Finanzierung.

Der erste Eindruck zählt – und alles was danach kommt
Einige Stunden in der Schauspielschule kann sich also auch für ein Jungunternehmer lohnen, um locker und enthusiastisch, aber auch kompetent zu wirken. Oft zählt zwar der entscheidende Moment, wenn man vor Investoren tritt, dennoch ist es für einen Top-Investor wichtig, nicht nur einen Auftritt zu sehen, sondern einen ganzen «Film», also die Entwicklung eines Jungunternehmens. Und das meist schon vor der Gründung. Frei nach dem Motto "die besten Startups werden von den besten Investoren gefunden bzw. die besten Startups finden die besten Investoren“ ist oft auch eine gewisse Beschnupperungszeit nötig. Trotzdem sollte eine Präsentation vor Investoren extrem gut vorbereitet sein und mit Feedback ca. 30 Mal geübt werden. Denn ist man einmal in Ungnade gefallen und liefert ein ungutes Bild ab, so spreche sich das in der Szene schnell herum und verringert die Chancen Fuss zu fassen beträchtlich.

Auf welche Startups sind Investoren heiss?  
Interessant ist auch, welche Erwartungen eine Venture Capital Firma an das junge Unternehmen hat. In die engere Auswahl kommen nur Startups, von denen man überzeugt ist, dass sie ihren Wert verdreissigfachen, also eine zukünftige Rendite von 3000% möglich ist. Ob diese Rendite schliesslich erzielt wird, ist die zweite Frage. Denn diesen "Big Win", der natürlich auch bedeutend höher ausfallen kann, schaffen aus dem Pool von Redalpine am Ende auch nur 2-3 Startups. Doch das gehört zum Spiel einfach mit dazu. Wie beim Roulette wird also nicht auf eine Farbe gesetzt, sondern eher auf eine Nummer. Und wenn die trifft, hat sich das Startup-Motto „Was klein ist, kann auch gross werden“ ausgezahlt – für Startups wie auch Investoren. Ein bekanntes Beispiel dafür war im letzten Jahr z.B. der Verkauf von Instagram an Facebook.

Investoren lieben das sichere Risiko und viel Adrenalin 
Für den damaligen Skispringer Berg ist das VC-Geschäft demnach eine Lebenseinstellung, denn ein gehöriges Mass an Adrenalin gehört für sein und oftmals auch das Leben anderer Investoren einfach mit dazu. Dieses Risiko einschätzen zu können ist die Kunst erfolgreicher Investoren. Diese sind auch an der Zukunft und weniger an der Gegenwart interessiert. Entscheidend ist nicht, wo jetzt Eishockey-Puck und Spieler sind, sondern wo er im übertragenen Sinne in drei Jahren sein wird. In Frage kommen für Berg somit auch nur Startups, die eine wirklich Revolution versprechen und keine Evolution, also Bestehendes nur verbessern möchten. Hier wäre es besser seine Dienstleistungen einem mittelständischen Unternehmen anzubieten anstatt Investoren zu suchen.

Startups sind wichtiger Jobmotor
Dass Venture Capitalits aufgrund der hohen Rendite aber in Geld schwimmen ist nicht der Fall. «Die Zahl der Investoren, die ich in der Schweiz kenne und die über einen längeren Zeitraum keinen Verlust gemacht haben, lassen sich an einer Hand abzählen», so Berg. Ein grösseres Engagement wäre aber wichtig, besonders im Hinblick zu anderen Startup-Brutstätten in den USA. In einer Studie, so Berg, wurde festgestellt, dass Startups drei Millionen neue Jobs schaffen. Firmen, älter als 5 Jahre, würde dagegen eine Million Jobs vernichten. So täte auch die Schweiz gut daran, noch mehr Projekte zu fördern und Finanzierungskapital zur Verfügung zu stellen.

Wie bringe ich mich bei Investoren ins Spiel?  
Doch wie kann ich im erlesenen Kreis der Investoren punkten? Als erstes die Türöffner im Netzwerk identifizieren, niemals einen desperaten Eindruck machen und auf ein gutes Timing achten. Ausserdem muss das Ambitionsniveau von Investor und Jungunternehmer übereinstimmen. Welche Startups in den jeweiligen Branchen die besten Exits vorweisen bzw. wer dort Gründer und Investor war lässt sich heutzutage über das Internet in wenigen Minuten herausfinden. Ausserdem sorgen Bücher wie «The Art of Start» von Guy Kawasaki und «Winning Angels» von David Amis für das theoretische Know-how. Und wer es praktischer mag, bewirbt sich mit seiner Idee bei venture kick und erhält neben Kapital und Coaching zusätzlich den Zugang zu einem Investoren-Netzwerk.

Nicolas Berg im Januar live erleben
Nicolas Berg ist General Partner bei Redalpine Venture Partners AG und 10x Gründer, 17x Business Angel und 20x VC-Investor. Am 7. Januar ist er als Redner beim Startimpuls in Bern zu Gast.

Nächster IFJ Intensivkurs «Finanzierung sichern»
Nicht jedes Startup will den «grossen Wurf» bei Investoren landen. Trotzdem ist die Finanzierung am Anfang jedes Jungunternehmens eins der grossen und wichtigen Themen. In unserem Abendkurs lernen Sie, wie Sie ihren Kapitalbedarf ermitteln, ob ein Fremdkapital für Sie in Frage kommen könnte und wie sie die entsprechenden Stellen angehen und überzeugen. Unser Experte Philipp Winteler wird Sie während drei Stunden am 30. Januar 2013 in Zürich in die Kunst der Finanzierung einweisen.

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