TOP 100 Startup Award 2015: Zweiter Platz mit Allergietests
17.09.2015
Das System für aussagekräftige Allergietests in Arztpraxen und Apotheken mischt einen Milliardenmarkt auf. Seit der Gründung vor fünf Jahren ist der venture leaders USA und Gewinner der Venture Kick Initiative Abionic im Innovation Park an der ETH Lausanne untergebracht. Obwohl im Lauf der Zeit zusätzliche Räume hinzukamen, wird es langsam eng. Die Zahl der Mitarbeiter wächst stetig. 19 Personen arbeiten mittlerweile für die junge Medizintechnik-Firma. Anfang September stieg etwa ein erfahrener Marketingmanager bei Abionic ein.
![]() Seit Ende Mai testet Abionic ihr Allergietest-System auf dem Markt. (Bild: Tina Sturzenegger)
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Der Zeitpunkt ist genau der richtige. Seit Ende Mai testet Abionic ihr Allergietest System auf dem Markt. Die ersten Geräte stehen in Arztpraxen und Apotheken. Das Interesse insbesondere von Apothekern ist gross. Und für Abionic-CEO Nicolas Durand fast noch wichtiger: «Bis jetzt funktionieren alle Geräte einwandfrei. Unsere Kunden hatten kein einziges Problem.»Selbstverständlich ist dies nicht. Denn die Systeme des Lausanner Unternehmens stellen nichts weniger als eine Revolution dar. Sie analysieren die Blutstropfen der Patienten mithilfe eines sogenannten «Lab on Chip». Das Blut wird auf einem Chip in winzigen Kammern und Kanälen planmässig mit Reagenzien gemischt und das Ergebnis anschliessend umgehend analysiert. Für die Mischung und die Auswertung werden die Chips auf einer Cdgrossen Scheibe befestigt, die in den Abionic-Reader gesteckt wird. Dieses Gerät bewegt die Chips zuerst in einer definierten Weise und wertet die Flüssigkeit dann molekularbiologisch aus.

Die Gründer von Abionic Nicolas Durand und Iwan Maerki (Bild: Tina Sturzenegger)
Solche molekularbiologischen Auswertungen brauchten bisher grosse, teure und kompliziert zu bedienende Geräte, die sich nur spezialisierte Labors leisten können. Abionic bringt die Technologie zur Blutanalyse erstmals in Arztpraxen und Apotheken. Das Abionic-System ist nicht nur deutlich günstiger, sondern auch schneller und wesentlich leichter zu bedienen. Die Genauigkeit der Resultate ist indes genauso hoch wie bei den Laborgeräten.Der Vorteil für den Patienten: Er erhält innerhalb von 20 Minuten Gewissheit über allfällige Unverträglichkeiten. Das System kann dabei bis zu zehn Allergien gleichzeitig testen und macht genaue Aussagen über die Schwere der Allergien.
Solche molekularbiologischen Auswertungen brauchten bisher grosse, teure und kompliziert zu bedienende Geräte, die sich nur spezialisierte Labors leisten können. Abionic bringt die Technologie zur Blutanalyse erstmals in Arztpraxen und Apotheken. Das Abionic-System ist nicht nur deutlich günstiger, sondern auch schneller und wesentlich leichter zu bedienen. Die Genauigkeit der Resultate ist indes genauso hoch wie bei den Laborgeräten.Der Vorteil für den Patienten: Er erhält innerhalb von 20 Minuten Gewissheit über allfällige Unverträglichkeiten. Das System kann dabei bis zu zehn Allergien gleichzeitig testen und macht genaue Aussagen über die Schwere der Allergien.
Bis zur Zulassung war es ein weiter Weg. Das Startup musste eine Reihe klinischer Tests durchführen, aber auch ein ausgeklügeltes Qualitätsmanagementsystem aufbauen, das zum Beispiel die Rückverfolgbarkeit einzelner Chips ermöglicht. «Die Marktzulassung in diesem Mai war für uns ein entscheidender Meilenstein», erklärt denn auch CEO Durand. «Wir sind in einer aufregenden Phase, weil wir momentan vieles gleichzeitig machen», sagt Durand weiter. Neben dem Markttest in der Schweiz ist Durand nun bereits in konkreten Verhandlungen mit Partnern für den Vertrieb und möglicherweise auch die Produktion in anderen europäischen Ländern. In den USA wurde bereits eine Niederlassung gegründet. Dort strebt Abionic die Marktzulassung durch die FDA für 2016 an. Gleichzeitig baut Abionic in Lausanne eine automatisierte Produktionslinie auf.Für den Aufbau der Produktionslinie konnte sich Durand zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte einen Bank-Kredit sichern. Dies dank einer Bürgschaft des Kantons Waadt und hartnäckigen Verhandlungen. Gleichzeitig zeigt der Kredit, dass das Unternehmen langsam aus der Startup-Phase herauswächst. «Ich denke, wir sind heute schon eher ein KMU als ein echtes Startup», kommentiert Durand. 2016 soll es allerdings noch einmal eine Finanzierungsrunde mit Investoren geben. «Mit unseren vielfältigen Aktivitäten erledigen wir derzeit unsere Hausaufgaben, sodass die Investorengelder direkt ins Wachstum fliessen können», erklärt Nicolas Durand.
Zum Wachstum besteht reichlich Gelegenheit. Der weltweite Markt für Allergietests ist bereits heute über 1 Milliarde Dollar schwer und soll sich laut dem Marktforschungsunternehmen MarketsAndMarkets bis 2019 auf 2.2 Milliarden Dollar verdoppeln. Das jährliche Wachstum schätzen die Marktforscher auf 12 Prozent. Damit ist aber bei Abionic das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Denn die Technologie des EPFL-Spin-offs eignet sich nicht nur für Allergie, sondern auch für andere Bluttests. Und auch in diesem Feld laufen bei Abionic Vorbereitungen. Nicolas Durand verrät: «Wir haben bereits mehrere weitere Anwendungen in der Pipeline.»
TEXT: STEFAN KYORA, Journalistenbüro Niedermann