TOP 100 Startup Award 2014: Schnelle Erleuchtung auf dem zweiten Platz

18.09.2014

Die Gründer von L.E.S.S., aktuelle venture leaders China und venture kick Gewinner, schafften es mit stromsparenden Lichtquellen auf Platz zwei der TOP 100. So dünn und flexibel wie ein menschliches Haar machen sie mit Ihrer Entwicklung herkömmlichen LEDs Konkurrenz.

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Simon Rivier und Yann Tissot von dem Lausanner Startup L.E.S.S. mit Ihren Lichtquellen. (Foto: Tina Sturzenegger)
LEDs sind im Trend, zum Beispiel als Ersatz von Glühbirnen und Energiesparlampen. So unwiderstehlich ihr Siegeszug aber scheint – perfekt sind LEDs keineswegs. Sie brauchen relativ viel Platz und können Flächen nicht wirklich gleichmässig ausleuchten. Davon profitiert das Lausanner Startup L.E.S.S. Das Unternehmen hat nanostrukturierte Fasern entwickelt, die helles, gleichmässiges Licht erzeugen und extrem wenig Platz und Strom benötigen. «Unsere Fasern kann man sich vorstellen als eine Art Neonröhre, die aber so dünn und flexibel ist wie ein menschliches Haar und gleichzeitig so hell wie Hunderte von LEDs», bringt es L.E.S.S.-CEO Yann Tissot auf den Punkt. Eingesetzt werden die Fasern von L.E.S.S. derzeit in der Qualitätskontrolle. Sie sorgen für homogenes Licht, was dazu führt, dass die automatische Fehlersuche mit Videokameras und Spezialsoftware besser funktioniert. Die Kontrolle wird zuverlässiger und effizienter und Hersteller sparen eine Menge Geld. Das Anwendungsfeld tönt unspektakulär. Doch ohne automatische Qualitätskontrolle wird heute praktisch nichts mehr produziert. «Wir schätzen den Markt für die Beleuchtung im Bereich der automatischen Bildverarbeitung auf 1 Milliarde Dollar», sagt Tissot.

Schweizer Uhrenhersteller und japanische Unternehmen
Die Ersten, die auf die Beleuchtungstechnologie des Startups setzten, waren Schweizer Uhrenhersteller. Doch auch in Japan hat L.E.S.S. den Markteintritt bereits geschafft. Unternehmen aus der Elektronikindustrie und der Medizintechnik setzen auf die Fasern aus Lausanne. Zudem konnte in Japan mit Hitachi schon ein bedeutender Verkaufspartner gefunden werden. Zurzeit bietet L.E.S.S. ein eigenes Beleuchtungssystem als Zubehör für Mikroskope und Videokameras an; wichtiger ist aber das Geschäft als Zulieferer für Systemintegratoren, die dann wiederum komplette Systeme für die industrielle Bildverarbeitung anbieten. Für die Integration eignen sich die feinen Leuchtfasern optimal. «Derzeit gewinnen wir viele neue Kunden», erklärt Tissot. Den Schwung will er nun ausnutzen. Im August hat er die Verkaufsabteilung deutlich verstärkt. Zudem sollen weitere Märkte angegangen werden. Zuerst Deutschland, wo es wie in Japan sehr viele Hersteller von Kameras für industrielle Anwendungen besonders für die Automobilindustrie gibt.

Überraschender Erfolg
Der Erfolg kam für das L.E.S.S.-Team selbst etwas überraschend. «Wir hatten gedacht, der Markt für Beleuchtungssysteme sei ein kleiner Nischenmarkt, und waren erstaunt von der Grösse des Marktes und der starken Nachfrage», sagt Tissot. Beim zweiten Markt, den L.E.S.S. anvisiert, war hingegen immer klar, dass das Volumen enorm ist. Es geht um Bildschirme von Laptops und Tablets. Hier werden zurzeit Dutzende LEDs für die Hintergrundbeleuchtung eingesetzt. Die leuchtende Faser von L.E.S.S. würde ihnen gegenüber Energie sparen und damit längere Akkulaufzeiten ermöglichen. Zudem liesse sie den Bau sehr flacher Bildschirme ohne Rand zu. Um den Einstieg in diesen Markt zu schaffen, müsste L.E.S.S. teure Produktionskapazitäten aufbauen, allein für die Herstellung von genügend vielen Fasern für eine erste Prototypenserie. Im vergangenen Jahr realisierte Tissot, dass sich solche Kapazitäten damals noch nicht finanzieren liessen.

Mit den venture leaders in China
Den Bildschirmmarkt ad acta gelegt hat er aber nicht. «Mittelfristig werden wir dieses Anwendungsfeld angehen», sagt der CEO. Damit besitzt das Startup das Potenzial, gleich zwei Milliardenmärkte zu erobern. Kein Wunder, hat auch das Interesse von Investoren zugenommen. «Wir haben schon einige Anfragen abgelehnt», verrät Tissot. Er sucht nach Geldgebern, die dem Unternehmen nicht nur neue Finanzmittel bringen, sondern auch über Erfahrung und ein Netzwerk im Bereich der industriellen Hardware-Produkte verfügen. Eingesetzt werden soll das Geld, um die Entwicklung der Firma weiter zu beschleunigen. Gelegenheiten für weiteres Wachstum gibt es reichlich. So war Tissot als einer der Gewinner des venture leaders China program im Reich der Mitte. Der CEO schwärmt: «Als Werkbank der Welt ist in China nicht nur Qualitätskontrolle ein grosses Thema; auch in Sachen Bildschirmproduktion ist China ein wichtiger Spieler.»

Text: Stefan Kyora

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