GetYourGuide: Mit Vollgas zum Weltmarktführer und auf den 3. Platz der TOP 100

29.10.2012

Die Plattform zur Vermittlung von Ausflügen hat den Schritt vom Startup zum professionellen, globalen Unternehmen geschafft. Doch das Entwicklungstempo bleibt hoch. Das Startup wurde 2008 gegründet und hat mittlerweile 70 Mitarbeiter.

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Dritte der TOP 100: Das Gründer- und Management-Team von GetYourGuide
Ausflüge, Führungen und Abenteuertrips am Urlaubsort sind das Tüpfelchen auf dem i bei jeder Reise. Doch die Veranstalter kämpfen mit einer grossen Herausforderung. Bisher haben sie einen wichtigen Teil des Umsatzes mit Pauschalreiseanbietern erzielt. Pauschalreisen verlieren aber weltweit an Bedeutung. Gleichzeitig ist es für die Anbieter nicht einfach, selbst Reisende im Internet auf sich aufmerksam zu machen. GetYourGuide löst das Problem dieser Anbietergruppe.

Dank der Internetplattform sind auch sie nun – wie zuvor schon Unterkünfte, Restaurants oder Airlines – leicht im Web zu finden. Kein Wunder, strömen die Veranstalter auf die Plattform. Nach knapp drei Jahren verzeichnet GetYourGuide bereits mehr als 15 000 Angebote, Tendenz weiter stark steigend. Diese Angebote reichen vom Segway-Sightseeing durch München über eine mehrstündige Wandertour in der Nähe von Anchorage, Alaska, bis zum privaten Bootsausflug in
Französisch-Polynesien.

Lastminute.com und Booking.com Gründer als Investoren
Heute ist GetYourGuide weltweit die Nummer eins. Dies obwohl es beim Start Anfang 2010 schon etablierte Konkurrenz gegeben hatte. Doch bei der grössten einstigen Plattform wurden damals noch Papierunterlagen der Anbieter per Hand gescannt und dann ins Netz gestellt. Der Medienbruch löste bei den Gründern von GetYourGuide Erstaunen aus. «Wir gehören zur Generation der Digital Natives, die mit dem Internet aufgewachsen ist», sagt Chef Johannes Reck, einer der venture leaders 2010.

Bei GetYourGuide können die Veranstalter ihr Angebot denn auch selbst direkt auf der Plattform einstellen. Hinzu kommt ein attraktives Geschäftsmodell. Die Anbieter zahlen nur bei einer Buchung einen Betrag an die Schweizer Plattformbetreiber. Das Einstellen eines Ausflugs oder einer Führung ist kostenlos. Dies ermöglicht schnelles Wachstum bei den Angeboten, was zunehmend mehr Reisende auf das Portal lockt, wodurch es wiederum an Attraktivität für die Veranstalter gewinnt.

Wie gut das gegenseitige Aufschaukeln funktioniert, zeigte der vergangene Sommer: Pro Monat wurden 10 000 Buchungen über GetYourGuide abgewickelt. «Für mich war es ein Highlight, dass wir diesen Ansturm reibungslos bewältigen konnten», erklärt Mitgründer Pascal Mathis. Dafür beschäftigt das Unternehmen nicht nur viele Techniker, sondern betreibt auch ein eigenes Callcenter.

Insgesamt sind heute 70 Mitarbeiter für das Startup tätig. Rund 50 Angestellte arbeiten in Berlin, hinzu kommen einige in der nordamerikanischen Niederlassung in Las Vegas. In Zürich sind zwölf Mitarbeiter beschäftigt, die meisten von  ihnen IT-Spezialisten. Der Schritt nach Berlin war aus Kostengründen notwendig. Auch die Informatik verblieb nicht aus sentimentalen Gründen in Zürich. «Gute IT-Fachkräfte sind überall teuer und in Zürich gibt es einen beachtlichen Pool von guten Leuten», sagt Mathis.

Konzept wird bereits kopiert
Das rasante Wachstum zwang GetYourGuide, sich schnell professionell aufzustellen. Dies begann mit der Klärung der Rollen der fünf Gründer. Sie hatten sich an der ETH Zürich kennengelernt, wo sie ihre Geschäftsidee gemeinsam am venturelab-Semesterkurs venture challenge entwickelten. Da ihr Unternehmen aber nichts mit den fünf Studienfächern zu tun hatte, war nicht von vornherein klar, wer welche Aufgabe übernimmt. «Aber wir sind so unterschiedlich, dass jeder von uns für eine andere Managementposition geeignet war», führt
Mathis weiter aus.

Eine grössere Herausforderung war die schnelle Rekrutierung von Mitarbeitern. «Wenn ich etwas lernen musste in den vergangenen drei Jahren, dann, wie entscheidend es ist, die richtigen Leute anzustellen», sagt Mathis. Am Anfang gelang dies nicht. Während des stürmischen Wachstums mussten viele Angestellte nach einiger Zeit wieder entlassen werden. Zum Teil bremsten einzelne Personen ganze Teams. Heute ist die Rekrutierung professionell aufgestellt. In Berlin beschäftigt
GetYourGuide eine Personalspezialistin. Zudem entsprechen auch Anforderungsprofile und Stellenbeschreibungen professionellen Kriterien.

Die Personalsuche ist für GetYourGuide mittlerweile einfacher als zu Beginn. Das Unternehmen geniesst bereits eine gewisse Bekanntheit. Dies nicht zuletzt dank der letzten Finanzierungsrunde im März. Das Jungunternehmen sicherte sich 2 Millionen Dollar. Aufsehenerregender als die Summe waren die Namen der Investoren. Beim Startup stieg eine Risikokapitalgesellschaft ein, an der unter anderem Brent Hoberman, Gründer von Lastminute.com, und Andy Phillipps, Gründer von Booking.com, beteiligt sind. Sie können dem Jungunternehmen wichtige Türen öffnen.

Die Unterstützung kann das GetYourGuide-Team gut gebrauchen. Denn mit dem Erfolg sind neue Konkurrenten aufgetaucht, die das Konzept schlicht und einfach kopieren. Allein schon deswegen muss sich das Unternehmen laufend weiterentwickeln. Eine wichtige Rolle spielen dabei Partnerschaften mit anderen Reiseportalen, bei deren Auf- und Ausbau die Investoren helfen können.

Aber GetYourGuide investiert auch in die Technik. Zum einen will das Startup die bestehende mobile Website um eine Applikation (App) ergänzen. «Im Grunde wollen wir alle Möglichkeiten nutzen, die ein modernes Smartphone bietet», erklärt CFO Pascal Mathis. Urlauber sollen Ausflüge nicht nur mit der App buchen können. Das Smartphone soll sie in Zukunft auch an den Ausgangspunkt lotsen. Gleichzeitig wird das sogenannte Backend ausgebaut. Anbieter sollen noch mehr
Möglichkeiten bekommen, ihre Ausflüge und Veranstaltungen zu vermarkten.

Für all diese Projekte werden erneut IT-Fachleute in Zürich eingestellt, jedoch auch in Berlin. «Wir gelten zwar in der Schweiz als Reiseunternehmen, aber dennoch spielt die Informationstechnologie für uns die entscheidende Rolle», kommentiert Mathis.

mehr über die TOP 100 auf startup.ch
Die Auswahl der vielversprechendsten Startups der Schweiz wurde von 100 ausgewiesenen Kennern der Startup-­Szene bestimmt, die ihre zehn Favoriten mit dem grössten Geschäftspotenzial vorschlagen konnten. Wählbar waren nur Unternehmen, die im Jahr 2007 oder später gegründet wurden. Initiiert wurde die Rangliste der Top 100 vom IFJ Institut für Jungunternehmen, dem Luzerner Journalistenbüro Niedermann sowie der Handelszeitung. Auf www.startup.ch steht das Top 100 Special "Die besten Schweizer Jungunternehmen 2012 Startups" zur Ansicht bzw. als Download zur Verfügung.

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