Der Klettverschluss eine Schweizer Erfindung: Interview zum Biomimicry Summit in Zürich

08.07.2014

Am diesjährigen Biomimicry Europe Innovation and Finance Summit in Zürich (4.-5. Sept.) erwarten die Teilnehmenden interaktive Worksessions mit weltweit führenden Innovations- und Finanz-Experten aus dem Bereich Biomimicry und Bionik. Der Summit wird von der Foundation of Global Sustainability/FFGS und dem Wirtschaftsverband swisscleantech in Zusammenarbeit mit weltweiten Meinungsführern organisiert. Leitthema des Summits 2014 ist 3D Printing und Nachhaltigkeit. Wir sprachen mit Christian Haeuselmann von swisscleantech über Investitionsmöglichkeiten, geniale Erfindungen und den Zürcher Zoo als Konferenzstandort.

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Christian Häuselmann, Leiter Innovation & Export bei swisscleantech
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"Die Zoo’s besitzen ein unglaublich reiches Wissen." Chameleon © Zoo Zurich Foto: Cordula Galeff
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Zoologisches Wissen wird zunehmend innovativen Unternehmen zugänglich gemacht. Regenewald © Zoo Zurich Foto: Karsten Blum
Lieber Christian, euer Konferenz-Thema ist 3D Printing und Nachhaltigkeit. Kannst du uns erklären, um was es genau gehen wird?
Der Markt für 3D Drucken hat sich zu einem weltweiten Milliarden-Business entwickelt. Dabei stehen die technische Machbarkeit und die Erschliessung neuer Geschäfts-Potentiale im Zentrum. Für uns als Wirtschaftsverband ist es erstaunlich, dass praktisch keine umfassenden Life Cycle Analysen und verlässliche Informationen zur Technologiefolge-Abschätzung dieser Entwicklung verfügbar sind. Diese Frage greifen wir als Leitthema des Summits in Zürich auf: wie können wir sicherstellen, dass die rasante Entwicklung des 3D Druckens die Ziele einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft fördert und was können wir dazu von der Natur lernen. 

Biodiversität ist auch ein Thema für die Wirtschaft. Wie möchtet ihr private Investitionen im Bereich Biomimicry ankurbeln?
Realisierte Erfolgs-Stories sind die besten Argumente, um zusätzliche private und institutionelle Investoren für bio-inspirierte Firmen und Projekte zu überzeugen. Am Summit ist deshalb ein Schwerpunkt, solche Case Studies zu präsentieren. Dabei zeigen Firmen wie deren Investoren gleichzeitig ihre Erfahrungen - aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln. Damit vermittelt die Konferenz wertvolle Lessons to Learn in einer spannenden Form.

Innovationen aus dem Biomimicry-Bereich sind überall zu finden. Die Erfindung des Klettverschlusses von dem Schweizer George Mistral, Absolvent der ETH Lausanne ist zum Beispiel eine. Er entdeckte 1948 den Mechanismus der Klettfrucht, der als Schablone für den Klettverschluss eingesetzt wird. Hast du noch weitere Anwendungsgebiete der Biomimicry.
Am Summit in Zürich werden bewusst auch Firmen präsentiert, welche noch fast unbekannt aber sehr nahe am Marktdurchbruch sind. Zum Beispiel „Watreco“ aus Schweden nutzt den Vortex-Effekt aus der Natur, um ein Produkt im 3D Druckverfahren herzustellen. Die Entwicklung findet heute schon Anwendung: Energie sparen für Eis-Arenas z.B. in der NHL in den US und Kanada, Chemie und Energie sparen für Kühltürme z.B. von Heineken in Belgien, sowie Belüftung und Mischung von Flüssigkeiten, z.B. in der Abwasser-Aufbereitung oder bei “toten” Gewässern in Holland.
„Nature-Inspired Industries“ aus San Francisco, die einen Helm nach einem natur-inspirierten neuen Bau-Prinzip entwickelten, das z.B. auf grosses Interesse der American Football League stösst - Kopfverletzungen sind dort ein echtes Risiko für die Spieler und ein Haftungsthema für die Vereine. Weiter stellen sich etablierte Industrie-Firmen vor, wie zum Beispiel Phonak aus Stäfa/ZH, welche jährlich bereits über eine Million individuelle, dem Ohr ähnliche Hörgeräte im 3D Druckverfahren herstellen. Spannend sind zudem junge Firmen mit neuen Businessmodellen wie „3D-Activation“ aus Thun, welche sich mit einem innovativen Broker-Modell im 3D Druckerbereich etablieren wollen.

Ihr habt die Möglichkeit den Zoo als Konferenzstandort zu nutzen. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Die Zoo’s besitzen ein unglaublich reiches Wissen zu Tieren, Pflanzen, entsprechenden Verhaltensmustern, Überlebensstrategien, etc. Weltweit ist zudem eine Entwicklung zu beobachten, dass die traditionellen Rollen und Aufgaben der Zoos von der “Conservation” und “Education” sich erweitern und dass dieser Wissensschatz zunehmend auch direkt innovativen Firmen und Unternehmen zugänglich gemacht wird - die Natur als Vorbild für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen, entwickelt über Millionen Jahre. Der Direktor des Zürich Zoo, Alex Rübel, ist auch in dieser Hinsicht visionär und ermöglicht den Unternehmern und Finanz-Experten den Zugang zu diesem höchst attraktiven Umfeld.  

Wer sollte deiner Meinung nach an der Konferenz teilnehmen?
Alle Entscheidungsträger und Innovatoren, welche sich für die aktuellsten Trends im Bereich Biomimicry, 3D Drucken und Nachhaltigkeit interessieren - und welche Investoren für Projekte in diesem Bereich suchen. 

Und zum Schluss, was sind deine Konferenz-Highlights?
Alleine der Mix an teilnehmenden Personen ist einzigartig: nur der Summit in Zürich baut in dieser Form die Brücke zwischen Biodiversität, Biomimicry und Business - und bringt alle zwei Jahre weltweit führende Experten und Firmen aus diesen Bereichen nach Zürich. Und ein Highlight ist natürlich, wenn möglichst viele Unternehmer und Innovatoren aus dem IFJ-Netzwerk mit dabei sind!
 

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