Concretum erhält Schweizer Innovationspreis 2012

30.05.2012

Diese Woche verlieh die IDEE-SUISSE den «Schweizer Innovationspreis 2012 zur Förderung der wirtschaftlichen Zukunftschancen» an das ETH-Spinoff Concretum Construction Science AG, welches im Technopark Zürich domiziliert ist. Wir haben mit CEO und früheren venture leader Martin Bäuml ein Interview geführt.

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Glückliche Gewinner kurz nach der Preisverleihung: Dr. Martin F. Bäuml (CEO), Dr. Stefan J. Meier (CFO/COO)
Seit 1985 verleiht der Verband IDEE-SUISSE (Schweizerische Gesellschaft für Ideen- und Innovationsmanagement) an Unternehmen, die Innovatives und Nachhaltiges leisten, den «Schweizer Innovationspreis zur Förderung der wirtschaftlichen Zukunftschancen». Für dieses Jahr hat die Jury entschieden, den Award an die Concretum Construction Science AG, ein Spinoff-Unternehmen der ETH Zürich, zu verleihen. Die Awardübergabe fand am 29. Mai 2012, in der Semper-Aula der ETH Zürich statt. Zu Wort kamen neben dem Gewinner auch Staatssekretär Dr. Mauro Dell'Ambrogio, Stadtrat Andres Türler sowie Dr. Silvio Bonaccio, Technologietransfer der ETH.
 
Besser als Beton
Concretum erhält den Preis für die erfolgreiche Entwicklung einer innovativen Betontechnologie, die sich seit über fünf Jahren in der Praxis der Bauindustrie bewährt hat. Der von Concretum hergestellt Premiumbeton hat die Eigenschaft, schnell zu trocknen, rasch zu erhärten und ist dazu noch ausserordentlich dauerhaft. Dazu erbringt er eine hohe Wirtschaftlichkeit. Der Gebrauch dieses neuartigen und dazu nachhaltig einsetzbaren Produkts reicht vom Strassenbelag über die Pistensanierung von Flughäfen bis zum Tunnel- sowie Trassenbau für die Eisenbahn. Das innovative Produkt hat sich in der Baubranche hervorragend bewährt und ermöglicht Zeiteinsparungen von bis zu 80 Prozent gegenüber dem klassischen Beton. Wir haben Gründer und CEO um ein paar Antworten gebeten.
 
«Wie bist Du zum Jungunternehmertum gekommen?»
Martin Bäuml: «Als wir drei Gründer mit der Diss fertig waren, haben wir ein Unternehmen gegründet, um die nicht abgeschlossenen Industrieforschungsprojekte abzuschliessen, die unser Doktorvater begonnen, aber vor seiner Pensionierung nicht mehr fertig stellen konnte. Gleichzeitig haben wir mit der ETH einen Spin-off-Vertrag gemacht, um für eine gewisse Zeit Büros und Labors der ETH nutzen zu können - gegen Bezahlung natürlich. So hat das angefangen - ohne langfristige Planung, sondern eher opportunistisch.»

«Seit über 10 Jahren seid ihr jetzt als ETH-Spin-off aktiv. Was hat sich seitdem in der Schweizer Startup-Landschaft verändert?»
Martin Bäuml: «Die Szene ist erwachsener geworden. Es gibt etablierte und gute Support-Instrumente, wie die zahlreichen Startup-Programme, CTI Invest und Technopark-Stiftungen. Ich habe den Eindruck, man erntet weniger fragende Blicke, wenn man sagt, man habe einen Startup!»

«Wie habt ihr es geschafft über diese lange Zeit erfolgreich bleiben? Was waren die Schlüssel zum Erfolg?»
Martin Bäuml: «Ein gutes Team, Bescheidenheit, die Misserfolge schnell vergessen und die Erfolge ausschlachten.»

«2007 warst du unter den venture leaders Gewinnern. Was hast Du damals mitgenommen?»
Martin Bäuml: «Die eigene Position anhand des Vergleichs mit anderen Startups objektiver zu bewerten! Vor allem gab es auch viel Motivation durch die im positiven Sinne "respektlose" Einstellung der US-Start-Up-Szene gegenüber Unternehmensgründungen. Nach der Rückkehr haben wir den ersten Kontakt zu einer Private Equity Firma geknüpft, mit der wir schliesslich die erste Finanzierungsrunde abgeschlossen haben.»

«Hast du einen Rat für die neuen venture leaders, die bald in die USA aufbrechen?»
Martin Bäuml: «Nein, denn Unternehmertum ist nicht unbedingt lehr- oder lernbar und die Unterschiede zwischen den Branchen sind einfach zu gross. Aber trotzdem gibt es ein paar Sachen: Externes Know-How, Seniorität, Vernetzung, Soft Skills, usw. sollte man sich in Form eines Mentors, eines guten VRs oder sonstwie ins Unternehmen holen - und das so viel wie nur möglich! Am Ende sind es immer Menschen, die die Geschäfte machen - nicht Produkte, Technologien, Geschäftsmodelle,.... Ganz wie Guy Kawasaki in seinem Buch "The Art of the Start" sagt: "Get out and get connected!"»

«Was war bisher Euer anspruchsvollstes Projekt, auf das Ihr am meisten stolz seid?»
Martin Bäuml: «Die Finanzierungsrunden waren sehr anspruchsvoll und am Ende vor allem erfolgreich. Und unsere drei grössten Projekte sind folgende: Die Verkaufserfolge beim Flughafen Zürich, die Kehrichtverbrennungsanlage in Bern und der Mitholztunnel in Frutigen.»

«Was sind die nächsten Ziele für die Zukunft?»
Martin Bäuml: «Erstens unsere Profitabilität sichern. Und dazu noch ein zweistelliger EBIT.»

«Letzte Frage: Ihr macht Beton noch härter. Wo wirst du schwach?»
Martin Bäuml: «Bei einem Rinderfilet medium rare!» (lacht)

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